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Die ARD lügt (II)

Der Versandhändler Amazon hat in der Vorweihnachtszeit – was niemanden überraschen sollte – befristet einen massiven Anstieg der Bestellungen zu verzeichnen. Um dieses Ansturms Herr zu werden stellt er, auch über Leiharbeitsfirmen, eine große Zahl zusätzlicher Aushilfen, auch aus dem Ausland, befristet ein. Dies nahm die ARD zum Anlaß, vom Hessischen Rundfunk eine Fernsehreportage mit schwersten Vorwürfen drehen zu lassen. Sie waren damit, wie sie selbst stolz verkünden, erfolgreich genug, eine größere Zahl von Kunden zur Kündigung des Kundenkontos zu veranlassen, was immerhin den Tatbestand der Geschäftssschädigung erfüllt, aber angemessen sein könnte, wenn die Anschuldigungen denn wahr wären. Das zu überprüfen fällt diesmal leicht, denn weil hier eine ganze Kleinstadt und ihr größter Arbeitgeber verunglimpft wurden, folgen Rundfunk und Presse diesmal nicht geschlossen der Parteilinie sondern die örtlichen Lokalzeitungen, Kreisanzeiger und Hersfelder Zeitung wehren sich gegen die Verdrehung. Sehen wir uns die einzelnen Punkte an:

Amazon zahlt weniger als den Mindestlohn

Tatsächlich liegt der gezahlte Lohn von 8.52 €/h über dem Mindestlohn für Leiharbeit von 8.19 €/h, wenn auch nicht viel. Das allein ist aber nicht das entscheidende. Die Leiharbeiter waren während der Zeit ihrer Beschäftigung kostenlos untergebracht und wurden kostenlos und als Schichtarbeiter zu allen Tageszeiten mit warmen und kalten Mahlzeiten versorgt, darunter bisweilen ausgesprochene Festessen. Sie konnten die Freizeiteinrichtungen des zur Anlage gehörenden Hotels, Schwimmbad, Tischtennis- und Kickertische nutzen und bekamen einen Tagungsraum mit Computern und Internet für Kontakte zur Heimat sowie Fahrräder für Ausflüge gestellt.

Sie waren in heruntergekommene Unterkünfte gepfercht

Die Anlage mit Ferienwohnungen wurde im Film selbst als modern bezeichnet und ist in der Saison beliebt und gut besucht. Von einer Arbeiterin, die beim Schlafen auf dem Sofa gefilmt wurde, wurde behauptet, sie habe dort kein richtiges Bett. Sie selbst stellt richtig es habe sich um einen Mittagsschlaf gehandelt, den sie wegen des herrlichen Blicks durch die großen Fenster bewußt und gern im Wohnzimmer halte, und das habe sie dem Filmteam auch klar gesagt.

Die Arbeitszeiten seien viel zu lang und für Freizeitaktivitäten bliebe zu wenig Zeit

Natürlich sind sie das, auf Wunsch der Beschäftigten. Jeder, der schon einmal des Geldes wegen, zum Beispiel als Werkstudent, eine befristete Tätigkeit annahm, und dazu wie in diesem Fall sogar über Wochen Heimat und Familie verließ, versucht so viele Überstunden wie möglich zu machen. Ich zumindest habe seinerzeit in den Semesterferien genau das getan. Eine Arbeiterin nahm, weil sie von Amazon nicht ausgelastet war, sogar auf eigenen Wunsch eine Teilzeittätigkeit im Hotel zusätzlich an und entschied sich später, weil es ihr gefiel, sie in Vollzeit auszuüben und dauerhaft dort zu bleiben.

Die Arbeiter wurden von einer Sicherheitsfirma überwacht

Immer, wenn viele Menschen fern der Heimat und ohne Familie aufeinanderhocken, sind einige dabei, die durch exzessiven Alkoholkonsum, Ruhestörung und andere Belästigungen auffallen. So soll es in den Vorjahren auch dort gewesen sein. Nach Auskunft zahlreicher Befragter ist es mit dem Einsatz der Sicherheitskräfte, die durchweg zurückhaltend und höflich aufgetreten seien, für alle angenehmer geworden.

Ich will mich nicht unnötig wiederholen und verweise auf meinen einleitenden Kommentar vom ersten Februar.

Addendum 2013-11-01

Als direkte Folge der medialen Hetzkampagne blieben dem beliebten Urlaubs- und Tagungshotel mit neu errichteter Ferienhausanlage zunehmend die Gäste aus. Jetzt mußte der Betrieb mit 60 Mitarbeitern die Insolvenz anmelden. Amazon zieht, um derartiger Verfolgung künftig zu entgehen, gerade nach Polen um. Der kleine Ort in der strukturell benachteiligten ehemaligen Grenzregion verliert damit auf einen Schlag seine wichtigsten Arbeitgeber. Die verlogene deutsche Hetzjournaille kann einen weiteren Erfolg für sich verbuchen.

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